Was ist Qigong? Warum machst du das? Was geschieht dabei?

Ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft hat mich das nicht fragen müssen. Er hat mich nur beobachtet, wahrgenommen und wusste Bescheid!

Ganz still, ohne Bewegung, steh ich bei uns im Garten, auf dem Kiesplatz mit einem Sandsteinbrunnen, umgeben von Trockenmauern, Kräutern und Blumen, welche vielen Insekten und Kleintieren Lebensraum bieten. Hier fühle ich mich wohl, denn meine Umgebung ist voller Leben, zu Land und auch in der Luft.

In unserem Naturgarten fühle ich mich als Teil eines grossen Ganzen, mit der Energie des nahegelegenen Gebirges, unserem Alpstein, der frischen Luft und dem Ausblick über das Hochtal und der Weite des Himmels. Das Gefühl von Verbundenheit mit der Natur schenkt mir tiefe Ruhe, welche Voraussetzung für die Wahrnehmung der feinen Qi-Erscheinungen ist.

Plötzlich kommt auf leisen Sohlen, wie ein Indianer, ein kleiner Zweibeiner angeschlichen.

Ein Junge aus der Nachbarschaft, siebenjährig, der öfters bei uns im Garten mithilft. Er beobachtet mich und fragt nach einer Weile des Schweigens vorsichtig:

"Kann ich hier spielen?"

Ich gebe ihm ruhig zu Antwort, ohne mich zu rühren: "Ja, das kannst du gerne. Aber bitte leise und da ich im Training bin, kann ich nicht mit dir sprechen."

"Okay!", der Junge hat's sofort verstanden und machte sich ruhig ans Spielen, nur sein leises, zufriedenes Summen ist zu hören, während er kreativ Steinchen und Hölzchen zu Formen auf die Einfahrt legt.

Nach einer Viertelstunde setzt sich der Bub ruhig hinter mir auf die Steinmauer und beobachtet mich.
"Was siehst du denn?", will ich von ihm wissen. Er überlegt und nach einem Weilchen meint er:

"Du stehst wie ein Baum."

Ich bin baff! Die Übung welche ich gerade praktiziere heisst exakt "Stehen wie ein Baum"!

"Was kannst du sonst noch beobachten?", will ich weiter von ihm wissen. Er wartet.

Dann meint er:

"Dir geht es gut."

Er beginnt um mich herum zu spazieren und beobachtet weiter.

"Deine Atmung ist ganz ruhig."

Der Kleine hat den Namen der Übung und das Essenzielle gesehen. Er konnte es auch exakt formulieren.

"Dir geht es gut. Du atmest ganz ruhig."
Genau darum geht es doch beim Qigong!

Aktiv zu entspannen um sich zu regenerieren. Sich wohlfühlen. Ankommen im Hier und Jetzt. Die Gedanken und die Atmung regulieren und dabei das Qi aufbauen, verfeinern und speichern.

Erwachsene suchen sich gerne Informationen, um sich zu orientieren. Kinder sind noch viel mehr im Erleben und Begreifen. Der Junge hat mit seiner Art des Begreifens wohl mehr verstanden als so manch Erwachsener nach einigen Erklärungen zu Qigong.

Wenn es dir mal wieder schwerfällt, dein Qigongtraining zu starten, denke an den kleinen Jungen und seine Worte. "Dir geht es gut."
So einfach ist es doch. Da willst du doch hin? Du wünschst dir Wohlbefinden und Gesundheit? Also los geht's!

Es lohnt sich immer Qigong zu praktizieren und diesen inneren Frieden aufzurufen. Du brauchst kein Shaolin zu sein! Es reicht schon dich gut zu fühlen, so richtig gut, von Herzen und damit deine Vitalität zu fördern.

In diesem Sinne: "Hab ein gutes Training!"

Die Qigong Standmeditationen sind aussen ganz still. Im Innen kann ich dabei die Lebenskraft, das Qi (Chi) und seine Wirkung beobachten. Dabei kann ich tief entspannen und die innere Kraft aufbauen. Die Übungen kräftigen nicht nur das Energiesystem, sie steigern auch die mentale Stärke und die Resilienz.

Bild: Qiwauwau, Ki-generiert